11 Alternativen zur Chemie in der Campingtoilette

Tja, das leidige Thema „Klo im Camper“ beschäftigt nun schon seit vielen Jahren die Camping-Gemeinschaft. Was war man froh, als die ersten Chemie-Toiletten auf den Markt kamen. Endlich gibt es eine Möglichkeit, direkt in Camper oder Wohnwagen aufs Klo zu gehen. Vorbei die Zeiten, in denen man bei strömendem Regen, mitten in der Nacht oder unterwegs auf dreckige Autobahn-Klos gehen musste. Doch dieser Luxus hat eben auch Nachteile: Man muss immer entsprechende Chemikalien an Bord haben, Chemikalien sind immer umweltschädlich und entleeren darf man seine Chemie-Klo-Toilette nur an speziellen Entsorgungsstellen. Letztgenannter Punkt widerspricht dem Wunsch nach möglichst langem Autark-Stehen extrem. Und auch die Umweltschädlichkeit widerstrebt vielen Campern. Doch es gibt Möglichkeiten, dem Dilemma zu begegnen. Im Folgenden haben wir euch zwölf Alternativen zur herkömmlichen Chemietoilette aufgelistet. Selbstverständlich sind die einzelnen Alternativen nicht jedermanns Sache, aber es dürfte wohl für jeden etwas dabei sein.

1. Chemietoilette ohne Chemie

Inzwischen gibt es auch Sanitärzusätze, die 100% biologisch abbaubar sind.

Ja, das ist eine echte Alternative. Es gibt inzwischen einige Hersteller, die Mittel anbieten, die die klassischen Chemikalien ersetzen, Gerüche eliminieren, feste Bestandteile zersetze und dennoch zu 100% biologisch abbaubar sind. Wer diese Zusätze nutzt, kann seinen Kassetten-Inhalt also auch direkt in einer öffentlichen Toilette entleeren oder ggf. sogar in der Natur entsorgen. Wir würden letztgenannten Weg allerdings nicht empfehlen, weil es doch etwas befremdlich anmutet und man selbst ja auch besser auf ein Klo gehen sollte, also sich in der Natur zur erleichtern (jedenfalls meistens).

Zu nennen sind hier folgende Produkte:

2. Beutel-Toilette von Clesana

Clesana C1 Alternative zum Chemieklo
Clesana C1: Sämtliche Hinterlassenschaften werden sicher in Folienbeuteln verschweißt

Eine durchaus spannende Idee kommt von der Firma Clesana. Mit ihrem „C1-Klo“ bietet sie ein System, das die kompletten Hinterlassenschaften voll automatisch und vollkommen geruchsneutral in Beuteln sammelt. Ist der Aufbewahrungsbehälter voll, kann man ihn ganz einfach im Hausmüll entsorgen. Die Funktionsweise ist simpel: Nach dem Geschäft wirft man einen kleinen Beutel mit einem Bindemittel ins Klo, wählt „groß“ oder „klein“, es wird automatisch ein „Beutel“ ausgewählt und fertig. Der Behälter reicht laut diversen Nutzern aus dem Netz für rund 40 Sitzungen. Da hier alles 100prozentig geruchsneutral eingeschweißt wird, kann man (zumindest theoretisch) den Inhalt aber auch länger in einer Kiste in Heckgarage aufbewahren.

Die „Beutel“, die von einer eingelegten Folien-Rolle abgetrennt werden, sind zwar aktuell noch nicht kompostierbar oder verrottend, doch arbeitet der Hersteller laut eigenen Angaben an einer biobasierten Alternative. Besonders stolz kann man aber schon darauf sein, dass das Clesana-System gänzlich auf Wasser verzichtet. Das entlastet die mitgeführten Frischwasserbestände im Camper und schont die Umwelt.

Die Kosten eines C1 liegen bei rund 1.300 Euro. Das System wiegt knapp 13 Kilogramm und den Stromverbrauch gibt der Hersteller mit 0,28 Wh im Standby und 0,55 Wh während der Benutzung an.

3. Trocken-Trenn-Toilette

Deutlich preiswerter, leichter und ebenfalls ohne den Einsatz von Wasser punktet die Trocken-Trenn-Toilette. Wie der Name verrät werden hier die flüssigen von den festen Bestandteilen getrennt und separat „gelagert“. Dafür wird ein Trenneinsatz genutzt. Nach dem großen Geschäft wirft man einfach etwas Streu dazu, um die Flüssigkeit zu binden. Im Behälter selbst nutzt ihr am besten einen abbaubaren Müllbeutel. Ist der dann voll, knotet man ihn zu und wirft in die Restmülltonnen. Den Flüssigbehälter entleert man einfach in eine Toilette. Theoretisch könnt ihr ihn sogar ins Erdreich kippen.

Je nachdem, wieviel Platz ihr in eurem Camper habt, ob ihr ein Luxusmodell wollt oder ihr euch eure Trocken-Trenn-Toilette selber bauen wollt, gibt es am Markt mannigfaltige Varianten und Zubehör. CampingBuddy Tim hat sich seine „TTT“ zum Beispiel selbst gebaut und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wer weniger handwerklich begabt ist, der wird z.B. CampingWagner oder MeineTrenntoilette.de fündig.

Hier einige Beispiele:

4. Trocken-Toilette

Trockentoilette
Ob mit oder ohne Streu: Bei einer Trockentoilette wird nicht getrennt.

Die „Sparvariante“ der zuvor genannten Trocken-Trenn-Toilette ist die Trocken-Toilette. Sie heißt so, weil auch hier auf den Wassereinsatz verzichtet wird. Allerdings eben auch aufs Trennen – der Name verrät es schon.

Im Grunde besteht eine Trocken-Toilette aus einem Klo-Sitz und einem Auffangbehälter. Wie man diese Kombination ausgestaltet, ist jedem selbst überlassen. Selbst ein faltbares Gestell mit untergehängtem Eimer findet sich im Angebot der bekannten Onlineshops.

Nach der Benutzung wird auch bei der Trockentoilette etwas Streu nachgeworfen, das reicht aber natürlich nicht für die komplette Flüssigkeit, fest und flüssig verbinden sich und es entstehen recht schnell unangenehme Gerüche. Die Tüte oder der Eimer sollten also möglichst bald nach der Benutzung entsorgt werden.

Einige Beispiele für Trocken-Toiletten sind:

5. Klapp-Toilette / Eimer

Eine noch weiter abgespeckte Version der Trocken-Toilette ist die „Eimer-Toilette“. Bei CampingWagner und Co. findet ihr so etwas unter „Tragbare Campingtoilette“ oder unter “Eimertoilette”. Im Grunde genommen handelt es sich auch hier um eine Klobrille mit Deckel und Eimer drunter. Einige Versionen kann man sogar zusammenklappen. Anders als bei der Trocken-Toilette (was technisch natürlich das Gleiche ist) wird bei der Eimertoilette aber kein “Bindemittel” hinterher geworfen, die Ausscheidungen reagieren also noch intensiver miteinander, die Geruchsentwicklung ist noch intensiver.

6. Kompost-Toilette

Komposttoilette
Das Verrühren der Feststoffe erfolgt entweder manuell (hier im Bild), oder über Strom.

Die nochmals für mehr Autarkie sorgende Variante der Trocken-Trenn-Toilette ist die sogenannte Kompost-Toilette. Auch hier wird auf den Einsatz von Wasser verzichtet und durch einen Trenneisatz werden feste und flüssige Bestandteile getrennt. Zusätzlich werden letztgenannte allerdings mit einem „Bindemittel“ (z.B. Kokosfasern) vermengt und somit eine Kompostierung in Gang gesetzt. Der sorgt dafür, dass das Volumen der Feststoffe abnimmt und mehr Platz für noch mehr Schei*** schafft. Das Ergebnis ist natürlich kein echter Kompost.

Das Vermengen geschieht entweder über eine manuelle Kurbel oder einen elektrischen „Quirl“. Letztgenannter benötigt Strom, was ihr in euere Bedarfsrechnung berücksichtigen solltet.

Je nachdem, wie groß deine beiden Auffangbehälter sind und wieviel Kokosfasern man mithat, kann man mit einer Kompost-Toilette durchaus ein paar Wochen autark unterwegs sein.

Hier einige Beispiele:

7. Zerhacker-Toilette

Zerhackertoilette
Äußerlich unterscheiden sich Zerhacker-Toiletten nicht von Chemie-Tolietten.

Wie der Name schon sagt, werden die Hinterlassenschaften aus dem Klo bei dieser Variante zerhackt – und zwar so klein, dass das Endergebnis als Flüssigkeit durchgeht. Das spar natürlich den Einsatz von Chemie, da diese die Hinterlassenschaften ja auch zerkleinern soll.

Die Vorteile der Zerhacker-Toilette sind: Klo, Zerhacker und Auffangbehälter können räumlich getrennt sein, da eine Extra-Pumpe die zerhackten Hinterlassenschaften in besagten Tank pumpt. Das hat zur Folge, dass man auch bei der Dimensionierung des Tanks freier ist, somit sind auch Tanks mit 200 Litern und mehr denkbar. Außerdem verbraucht das Zerhackte weniger Platz. Und da keine Chemikalien verwendet werden, kann der Inhalt des Fäkaltanks mittels Schlauch auch als normales Grauwasser entsorgt werden (also zusammen mit dem Abwassertank des Campers). Unangenehme Gerüche sind übrigens nicht zu befürchten, da der Fäkaltank dicht verschlossen ist.

8. Verbrennungstoilette (von Cinderella)

Die wahrscheinlich teuerste Variante, seine Ausscheidungen in Camper oder Wohnwagen zu entsorgen ist ganz bestimmt die Verbrennungstoilette. Doch eh ich euch verrate, was so ein Gerät kosten kann, gehen wir erst einmal auf die Wirkungsweise ein.

Cinderella VerbrennungstoiletteBei der Verbrennungstoilette wird vor jedem Klogang eine wasserdichte Tüte eingelegt, die alles auffängt. Im Anschluss wird diese bei hohen Temperaturen verbrannt. Dabei verdampfen die Flüssigkeiten und von den Feststoffen bleiben nur kleine Häufchen Asche übrig. Die Reste entwickeln keinerlei Gerüche mehr und können eigentlich überall entsorgt werden – sogar im Wald, da man sie auch als Dünger nutzen kann.

Neben dem Wegfall von Chemikalien benötigt eine Verbrennungstoilette auch kein Wasser und der Auffangbehälter reicht für 70-80 Benutzungen. Und das ist ja wohl mal der Hammer. Der Hammer ist allerdings auch der Preis: Muntere 4.140 Euro kostet die Cinderella Travel Verbrennungstoilette, inkl. 100 Toilettenbeutel bei CampingWagner aktuell. Das ist verdammt viel Geld. Wer wirklich lange autark stehen will, der sollte aber tatsächlich mal über solch ein Gerät nachdenken.

Als Nachteile dieser Toiletten-Variante zählen (neben dem Preis) ihr Gewicht (20 Kilogramm) sowie der Gasverbrauch von bis zu 180g Gas pro Benutzung. Auch mit großen Akkus und viel Solarfläche könnt ihr also auf Gas nicht komplett verzichten. Die 1,3 A Stromverbrauch pro Sitzung dürften kein größeres Problem darstellen.

9. Du und deine Schaufel

Von der Hightech-Variante springen wir nun zur hemdsärmeligsten Alternative: Der „ich schaufle mir im Wald ein Loch und schaufle es hinterher wieder zu“-Methode. Wer fernab jeder Zivilisation unterwegs ist, der erhöht damit natürlich seine Autarkie ganz enorm. Und stören wird es auch niemanden. Allerdings ist diese Art, sein Geschäft zu verrichten, aber wohl eher etwas für echte Naturburschen. Wir sagen nur: Regen, Mücken, mühsam, ungemütlich.

10. Öffentliche Toiletten

Oh ja, auch der Gang aufs öffentliche stille Örtchen ist eine Alternative zum Chemieklo. Zugegeben, es schränkt den Aktionsradios ein. Aber, ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt sogar Apps, die dir die nächsten öffentlichen Toiletten anzeigen. Über deren Zustand erfährt man da natürlich nicht unbedingt etwas

11. Zusätzliche Kassetten

Kassette für ChemietoiletteOk, eine „Alternative“ zum Chemieklo ist es nicht, aber unsere Nr.11 ermöglicht es, eine längere Zeit autark zu stehen, ohne gleich das vorhandene Prinzip über Bord zu werfen (Daher wollten wir sie einfach mal erwähnen). Kauft euch einfach eine zweite oder sogar dritte „Kassette“ und tauscht sie bei Bedarf aus. Die volle Kassette steckt ihr in einer wasserdichten Tüte/Tasche (z.B. einem großen Müllsack) und verstaut sie im Zwischenboden oder in einer eigens montierten Box unter dem Fahrzeug. Ja, so etwas gibt es. Aus eigener Erfahrung können wir aber bestätigen, dass auch das Verstauen im Zwischenboden keine Probleme (Geruch, Dreck) verursacht.

Kaufen kann man solch eine zusätzliche Kassette z.B. bei CampingWagner, die Ersatzkassetten für diverse Modelle im Angebot haben. Inkl. einem neuen Klositz liegt ihr da bei etwa 140 Euro.

 

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