Moin ihr beiden. Wir freuen uns riesig, dass ihr Zeit gefunden habt, unsere Fragen zu beantworten und unsere Leser und uns somit ein Stück an eurer Reise und eurem spannenden Leben teilhaben zu lassen. Stellt euch doch am besten erst einmal vor. Wer seid ihr, woher kommt ihr und was bewegt euch?
Hi, all ihr CampingBuddies da draußen. Wir sind Gary (36) und Sheila (29) aus der Schweiz. Seit Februar 2018 sind wir ein Paar und seit April 2022 verheiratet. Ich bin halb Italiener und Sheila halb Brasilianerin. Vor unserer Reise waren wir in der zweisprachigen (Deutsch/Französisch) Stadt Biel/Bienne sesshaft. Kurz nachdem wir uns kennengelernt haben, kam die Idee, gemeinsam auf Reisen zu gehen. Wir haben also unsere Sparziele definiert und ein gemeinsames Konto eröffnet. Damals arbeiteten wir beide 100% im Angestellten-Verhältnis: Ich als studierter Betriebsökonom, Sheila als studierte Psychologin im HR.
Ich hatte schon nach meiner letzten Reise im Dezember/Januar 2017/18 in Brasilien den Wunsch, einen VW-Bus umzubauen. Schon in den Jahren zuvor hatte ich über 40 Länder in ganz verschiedenen Regionen mit dem Rucksack bereits – darunter Afrika, die Karibik und Zentralamerika. Nach diesen Reisen und der jeweiligen Rückkehr in den Alltag verspürte ich den Wunsch, in einem rollenden Zuhause weiter zu reisen und für einen Moment die Sesshaftigkeit hinter mir zu lassen.
Weitere spannende Vorstellungen:
- Andrea, Mike und ihr 13-Tonnen-Weltreisemobil
- Xenia, Ronny und ihr “Bremer” Elsa
- Klaus, Corinna und ihr 2010er Sprinter-Camper Snorre
Sheila war gerade, dabei ihren Master in Psychologie abzuschließen und konnte es kaum erwarten, nach fünf Jahren Uni den Alltag hinter sich zu lassen. Ihr Wunsch war es, nach dem Master auszubrechen und an eine Schauspielschule im Ausland zu gehen. Seit Kindesalter faszinierte sie die Film- und Theaterwelt. Aber auch der Wunsch, die Welt zu entdecken und auf Reisen zu gehen war groß, da sie in den vergangenen Jahren vor allem Europa bereist hatte und in Brasilien ihre Familie besuchen war.
Als wir uns Kennenlernten stellte sich also schnell heraus, dass wir große gemeinsame Interessen und Zukunftswünsche hatten – nämlich das Reisen und die Videographie. Gemeinsam haben wir also Pläne geschmiedet, in einem selbst umgebauten Van auf eine große Reise zu gehen und das Ganze zu verfilmen. Aus einem VW-Bus wurde ein größerer Fiat Ducator, damit wir nun zu zweit in einem rollenden Zuhause leben konnten und nicht auf ein bisschen Luxus verzichten mussten. In unserem Van sollte es für ein Bett, ein Bad inkl. Dusche und Toilette und eine Küche Platz haben. Wir entschieden uns einen gemeinsamen YouTube Kanal zu gründen und darauf den kompletten Umbau und die Reise zu dokumentieren.
Wir haben binnen dreier Jahre mit unseren Jobs und unserer kleinen Film-Firma 150.000.-CHF/Euro für unsere Reise gespart. Zusätzlich haben wir ca. 90’000.-CHF in Krypto investiert. Seit wir unterwegs sind erledige ich ab und zu kleinere administrative Arbeiten für meine Familienunternehmung, die im Monat ein paar 100.- CHF einbringen. Sheila schreibt einmal im Monat einen Artikel für die lokale Zeitung «Bieler Tagblatt», pro Artikel erhalten wir 200.- CHF. Diese monatlichen Einnahmen sind zu klein, um die täglichen Lebenskosten zu decken, wir leben also seit der Kündigung unserer Jobs von unserem Erspartem.
Unsere Motivation, dieses Abenteuer anzugehen und auch zu einem gewissen Grad unsere Lebensphilosophie in den letzten Jahren kann man wie folgt zusammenfassen:
Wir wollten ausbrechen, die Welt entdecken, den Job, die Sesshaftigkeit, Sicherheit und das Bekannte hinter uns lassen. Von dem allem haben wir geträumt. Von Selbständigkeit, Abenteuern und persönlichem Wachstum. Auch möchten wir unser Können in der Videographie kontinuierlich verbessern, emotionale Inhalte erschaffen. Wir möchten Geschichten in Bildern erzählen. Wir möchten Menschen erreichen, sie berühren und sie inspirieren.
Und noch mehr Vorstellungen:
- Max, Marina und ihr qeedo Freedom Slim-Dachzelt
- Mo und ihr Micra-Micro-Camper Billy
- Tim, Julia und ihr Opel Movano-DIY-Campervan
Wow. Das klingt ja spannend. Und wie es aussieht, muss man euch vor allem die Daumen drücken, damit euer Video-Business an Fahrt aufnimmt. Doch nun erzählt doch mal was zu eurem Camper.
Unser Fiat Ducato, manchmal auch «Le Van» genannt, war ein ehemaliger Sicherheitstransporter von der Schweizer Post. Unser Kastenwagen Bautyp 250 mit einem Diesel Multijet 2.3-Liter-Motor und 130 PS, hatte beim Kauf bereits 208.000 km auf dem Buckel, mittlerweile hat er 270.000 km runter. Das Fahrzeug ist aus dem Jahr 2015 und besitzt somit den Komfort eines Tempomats, einer Rückfahrkamera und einer Klimaanlage. Wir haben uns für die Standardgröße L2H2 entschieden, das bedeutet die folgenden Maße: 5,41 Meter Länge, 2,54 Meter Höhe und 2,05 Meter Breite.
Das Fahrzeug ist ein 4×4 und hat zwei Sitze vorne. Außerdem haben wie eine Anhängerkupplung – wir wollten frei sein, auch etwas ziehen zu können, sei es der Motorradanhänger für mich oder der Pferdeanhänger für Sheila. Wir wollten, dass das Fahrzeug von außen möglichst wenig wie ein Camper aussieht. Aus diesem Grund haben wir bei der Auswahl des Fahrzeugs ebenfalls darauf geachtet, dass es bereits eingebaute und abgedunkelte Standard Seiten- und Rückfenster hat.
Wir haben vor dem Kauf einige Monate online nach einem geeigneten Fahrzeug für unseren Umbau gesucht – was sich als gar nicht so einfach herausstellte, besonders mit den vielen Anforderungen, die wir an das Fahrzeug hatten. Wir wollten einen kurzen Van, aber nicht den kürzesten, wir wollten einen hohen Van damit wir drinnen stehen konnten, aber nicht den höchsten. Wir wollten einen Van mit zwei Sitzen vorne, freiem Durchgang zu der Fahrerkabine, eingebauten Seiten- und Rückfenster, Anhängerkupplung, nicht zu viele Kilometer, nicht zu teuer, mit Klima und Tempomat.
Wir haben dann auf Autoscout ein Fahrzeug gefunden, das fast allen unseren Anforderungen entsprach – außer, dass es mit 208.000km schon ziemlich viele Kilometer auf dem Buckel hatte. Nach dem vielen Suchen, haben wir uns dann ziemlich schnell auf dieses Fahrzeug geeinigt, besonders Sheila drängte zum Kauf, ich hätte mir lieber noch etwas mehr Zeit genommen, ein anderes Fahrzeug zu finden. Für 12.800.- CHF haben wir dieses Fahrzeug schließlich gekauft. Im Nachhinein, würden wir bei einem nächsten Mal lieber ein Fahrzeug mit weniger Kilometer kaufen und dafür etwas mehr bezahlen.
Camping-News:
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Wir haben während dem Umbau so viel Herzblut in dieses Fahrzeug gesteckt, und es wächst einem so sehr ans Herz, dass es sehr weh tut, zu sehen wie nach und nach vieles ersetzt werden muss, weil der Verschleiß einfach schon zu groß ist bei so vielen Kilometern. Die hohe Laufleistung macht sich bereits beim Getriebe und beim Motor bemerkbar. Wir mussten bereits das AGR-Ventil, Dieselpartikelfilter und einen Injektor ersetzen lassen. Weitere Arbeiten werden auf jeden Fall kommen und auch einiges an Geld kosten. Wir haben seit dem Kauf bereits über 10.000.- CHF an Reparaturkosten in das Fahrzeug investiert.
Ok, dann habt ihr euch aber eine echte kleine Basis ausgesucht. 5,41 Meter ist ja kaum länger als ein VW Bus. Vor allem die Idee mit den Serien-Fenstern finde ich ganz cool, weil man ihn dann ja echt kaum erkennt. Aber jetzt erzählt doch mal: Wie seit ihr an den Ausbau gegangen, worauf kam es euch an und sowieso? 😊
Im Juli 2019 haben wir unseren Fiat Ducato gekauft und ein halbes Jahr später mit dem Umbau begonnen. Zuerst haben wir vor allem an den Wochenenden und Abenden nach der Arbeit am Van gebaut, sehr viel Zeit beanspruchte dabei auch die Recherche und Planung von Vorgehensweisen und Systemen wie dem Stromsystem sowie die Auswahl von geeigneten Materialien. Das Fahrzeug haben wir komplett selber umgebaut, von der Elektronik, zum Wassersystem, bis zum Möbelbau. Hierfür haben wir in einem alten Keller im Elternhaus von Sheila eine kleine Werkstatt eingerichtet.
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Wir mussten dafür zuerst den Keller räumen, eine Elektroinstallation für Steckdosen und Beleuchtung installieren und eine Werkbank und Ablagen einbauen. Während dem Bau haben wir unsere Werkstatt zunehmend mit diversen Werkzeugen und -Maschinen ausgestattet. Den Van haben wir vorwiegend auf dem Parkplatz von Sheilas Eltern umgebaut. Das ganze Wissen für den Umbau haben wir uns selbst aus Büchern, dem Internet, YouTube und «learning by Doing» angeeignet. Anfang 2021 haben wir unsere Wohnung und Jobs aufgegeben – ein weiterer großer Schritt in Richtung unseres Zieles.
Als wir aufgehört hatten zu arbeiten, haben wir noch drei Monate intensiv an unserem Van gearbeitet, um ihn schlussendlich in all seinen Details nach unseren Wünschen fertigzustellen. Unser Umbau haben wir im August 2021 nach gut zwei Jahren fertiggestellt.
Bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit unserem Umbau und alles funktioniert auch wie wir es uns vorgestellt haben. Zwar haben wir keine Sitzecke, dafür haben wir ein großes Bad eingebaut. Der Gedanke hinter einem kleinen Van war, dass wir noch einen Motorradträger anbauen wollten, damit wir auf unseren Reisen ein Motorrad mitnehmen und so den Van auch mal wo stehen lassen und trotzdem noch flexibel mit einem Fahrzeug unterwegs sein könnten – auch in Hinblick auf Pannen oder Notfälle. Zusammen mit einem Motorradträger sollte der Camper nicht zu lang sein, und noch auf normalgroßen Parkplätzen parkieren können.
Mit dem kurzen Van kam aber auch das maximale Gesamtgewicht von 3,3 Tonnen anstelle der 3.5 Tonnen. Unser Leergewicht mit dem 4×4 Antrieb liegt bereits bei 2.450 kg, das ergibt eine Nutzlast von 850 kg. Das bedeutet, dass wir beim Ausbau sehr auf das Gewicht achten mussten. Daher wiegt der komplette Einbau nur 600 Kg. Trotzdem bleiben uns nur 250 Kg für die komplette Zuladung.
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Vollbeladen und -bepackt wiegen wir ziemlich genau 3,3 Tonnen – also keine Chance noch einen Motoradträger anzubauen. Bei einem nächsten Umbau würden wir wahrscheinlich daher doch einen etwas längeren Van auswählen mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, und noch eine Sitzecke einbauen – eine Sitzgelegenheit für 2-4 Personen, wo wir auch mit Freunden im Van sitzen, quatschen, trinken und essen können.
Was wir ebenfalls noch anders oder zusätzlich verbauen würden, wäre eine Bodenheizung. Eine Bodenheizung ist einfach und schnell verbaut und man hat im Winter schön warme Füße. Im Allgemeinen würden wir zudem bei einem nächsten Umbau weniger Produkte aus China, wie z.B. Aliexpress oder Alibaba verbauen. Diese sind zwar günstig, aber gingen bereits nach kurzer Zeit kaputt (Kippschalter, Sicherungen, Kameras, etc.).
Weil wir unauffällig unterwegs sein wollten, haben wir auf dem Dach keine Marquise verbaut, das heißt aber auch, dass wir keinen Sonnenschutz haben. Eine Ergänzung zu unserem Ausbau wären seitlich herausfahrbare Solarpanels. Wir könnten somit unsere Solarpanels als Sonnenschutz verwenden und trotzdem ohne Marquise herumfahren.
Der größte Vorteil für uns ist, dass wir einen völlig autarken High-Tech-Van mit vielen Annehmlichkeiten und einem großzügigen Strom Set-Up gebaut haben. Zudem sieht der Van von außen sehr unauffällig aus, im Inneren ist er jedoch ein kleines Chalet, in dem wir uns sicher und wohl fühlen. Wir haben eine große Dusche/Nasszelle in der wir wie zuhause warm duschen können.
Unsere Ausstattung beinhaltet:
- Stand-Klimaanlage (Dometic Freshwell 3000)
- Beheiztes Bad
- 4 infrarot Überwachungskameras
- Entwässerung mit elektrischem Kugelhahn
- Stand-Dieselheizung & Warmwasser Boiler (JP Diesel Combi Air & Water Heater)
- Induktionskochherd mit 2 Platten, welcher mit 230V (3000W) funktioniert
- Kompressor Kühlbox (Dometic CFX3 55L)
- grosses Spülbecken mit Warm- und Kaltwasser von ca. 32L
- Digitale Anzeigen für den Füllstand der Tanks im Van
- Viel Beleuchtung, indirekte LED-Beleuchtung
- Externe Dusche
Zu unserem Wassersystem:
Wir haben eine Dusche, eine Trockentrenntoilette sowie ein Spülbecken in der Küche und eine Außendusche in unserem Van. Hierfür haben wir einen 100-Liter-Frischwasser-Radkasten-Tank unter dem Bett und einen 10-Liter-Warmwasser-Boiler, der mit Diesel (aus dem Fahrzeugkraftstofftank) oder 230V funktioniert. Unser Grauwassertank umfasst 30 Liter und befindet sich außerhalb des Fahrzeuges. Für den Urin haben wir separat einen 9,5-Liter-Behälter. Alle unsere Tanks (Frisch-, Grau- und Urin Tank) haben einen Füllstandsensor mit Anzeige-Display und können mit einem elektrischen Kugelhahn auf Knopfdruck oder manuell entleert werden
Unser Wasser wird mit einer Membranpumpe durch einen Druckausgleichstank in fest verlegten Schläuchen ins System gepumpt. Sobald der Wasserdruck im System nachlässt (wenn ein Wasserhahn geöffnet wird), pumpt die Membranpumpe automatisch Wasser nach.
Wir haben einen Frostschutz- (kälter als 3°C) und Überdruckschutz (mehr als 3.5 bar) in Form von einem Sicherheitsventil im System eingebaut.
Zu unserem Strom Set-Up:
Für alle unsere Elektroverbraucher haben wir insgesamt 400Ah LiFePo4 eingebaut (2x 200Ah, parallelgeschaltet). Um diesen Akkus aufzuladen, haben wir vier Stromerzeuger:
- 680W-Solarpaneele auf dem Dach (Monokristallin, 2x 340W), Solarladegerät 100V/50A
- 30A (ca. 400W) Ladebooster über die Lichtmaschine vom Fahrzeug
- 1800W Stromgenerator (Benzinbetrieben) – Diesen haben wir jedoch auf unserer Nord- bis Südamerika-Reise nicht mitgenommen.
- 230V Landstrom bis max. 32A (ca. 7.000W) – In vielen Ländern Nord- und Südamerikas hat der Wechselstrom eine Spannung von 110V. Um Landstrom, z.B. auf Campingplätzen, beziehen zu können, haben wir einen 1000W Spannungswandler, der den 110V/60Hz Strom zuerst noch in 230V/50Hz Strom umwandelt.
Zum Schutz unserer Batterie haben wir ein BMS (Battery Management System) und einen Battery Protect (Entladeschutz) eingebaut. Um unsere Ladung und Entladung zu überwachen, haben wir einen Shunt eingebaut.
Für die 230V-Verbraucher haben wir einen Wechselrichter und Ladegerät mit einer Leistung von 3000VA (bei 25°C 2.400W) eingebaut.
Alle Komponenten unserer Elektroninstallation sind von der Marke Victron und können über eine App via Bluetooth auf dem Smartphone überwacht und z.T. auch konfiguriert werden. Alle unsere 12V-Verbraucher haben eigene Stromkabel und sind einzeln abgesichert. Und natürlich haben auch unsere 230V Verbraucher eigene Stromkabel, sind aber gemeinsam über einen FI-LS Schutzschalter abgesichert. Mit einem Positionsschalter kann jeweils nur ein 230V Großverbraucher (Klimaanlage, Induktion oder Heizung/Boiler) eingeschaltet werden. So vermeiden wir zu große Stromflüsse, bei denen die Sicherung den Strom kappen würde.
Mit unserem Strom Set-Up sind wir völlig autark unterwegs, selbst unsere Stand-Klimaanalage können wir ohne jegliche externe Stromzufuhr, also nachts, für 4-5 Stunden laufen lassen.
Für diejenigen, die es etwas genauer interessiert, wir haben folgende Geräte verbaut:
- 2x 340W Solar von JA Solar
- 1x Victron SmartSolar MPPT 100/50 50A 12V/24V Solar Laderegler
- 1x Victron Energy VE.Bus Batteriemanagementsystem
- 1x Victron Orion-Tr Smart 12/12-30A (360W) DC DC Wandler
- 1x Victron Smart BatteryProtect 12V/24V-220A
- 2x Victron LiFePO4 12,8/200 Smart Batterie 12,8V 200Ah 2560Wh
- 1x Victron MultiPlus-II 12/3000/120-32 230V Wechselrichter
- 1x Victron SmartShunt 500A/50mV Batteriewächter
Wir möchten nicht mehr auf unsere Dusche und Trockentrenntoilette verzichten. Wir sind in sehr vielen Situationen so froh darüber nicht abhängig von einem Campingplatz oder einer öffentlichen Toilette zu sein und einfach an Ort und Stelle Duschen oder auf die Toilette gehen zu können – wo und wann wir wollen.
Ebenfalls unsere Diesel Standheizung/Boiler und unsere Elektro Standklimaanlage. Beim Vollzeit Leben im Van verbringen wir auch sehr viel Zeit im Inneren. Der Van selbst ist bereits ein sehr kleiner Lebensraum – daher ist es uns wichtig, dass wir die Temperatur in unserem kleinen Lebensraum auch nach unseren Bedürfnissen einstellen können und nicht frieren oder schwitzen müssen.
Im Winter in den Schweizer Alpen haben wir bereits bei Temperaturen von -15 Grad Celsius im Van übernachtet ohne zu frieren. In unserer aktuellen Reise durch Nord- bis Südamerika sind wir in sehr heißen Situationen bei bis zu 45 Grad Celsius im Death Valley, oder bei sehr feucht-warmen Temperaturen in Belize sehr dankbar um unsere Stand-Klimaanlage. Durch den Warmwasserboiler können wir auch warm duschen, dies machen wir in heißen Ländern nicht immer, aber wenn es draußen kalt ist, ist eine warme Dusche für uns unverzichtbar.
Und auch unsere LED-Scheinwerfer auf dem Dach haben uns bereits auf Reisen gute Dienste geleistet. Beispielsweise im Winter in Norwegen, wenn das Tageslicht spärlicher wird und wir viel im Dunkeln fahren mussten. Dies hat die Fahrt um einiges stressfreier gemacht. Wildtiere auf der Strasse konnten wir so besser erkennen und auch die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz ist einfacher, wenn wir die Umgebung kurz beleuchten konnten.
Unterwegs in der Natur ist es auch schön, wenn man draußen grillen kann, ohne ein Feuer zu machen. Deshalb haben wir immer einen Gasgrill dabei. Ein gemütliches Lagerfeuer ziehen wir dem natürlich vor, aber dies ist nicht immer möglich. Sehr gerne grillen wir selbstgefangenen Fisch. Auf der Europareise war deshalb die Angelrute mit dabei und auf der Nord- & Südamerika Reise haben wir nun zusätzlich eine Harpune (Speargun) dabei.
Klasse für die ausführlich Antwort. Das hilft bestimmt vielen, die ihren Van erst noch ausbauen wollen und noch auf der Suche nach den passenden Teilen und Anregungen sind. Aber nach so viel Technischem, erzählt doch mal ein wenig von euren Reisen. Wo wart ihr schon, wo hat es euch am besten gefallen und wo soll es noch hingehen?
Wir starteten unsere Weltreise Ende August 2021 in Europa Richtung Skandinavien. Aufgrund der Pandemie haben wir uns entschieden, vorerst Europas Norden zu bereisen und zu schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Nach vier Monaten hatten wir 15 Länder bereist und waren über 17.200km gefahren. Von Deutschland, Österreich durch Luxemburg, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Tschechien wieder zurück in die Schweiz. Das Ziel der ersten Vanreise – das Nordkap – hatten wir erreicht und sind begeistert nach Hause in die Schweiz zurückgekehrt, um Weihnachten zusammen mit unserer Familie zu verbringen.
Zuhause angekommen, waren wir total begeistert von unserem Campervan, der uns im November bei Schnee, Eis und Kälte bis an den nördlichsten befahrbaren Punkt des europäischen Festlandes gebracht hatte. Nachts um fast 3 Uhr morgens waren wir dort angekommen, ganz alleine. Wir haben uns wie auf einer Polarexpedition gefühlt und waren stolz auf uns beide, dass wir es bis dahin geschafft hatten. Ein weiteres Highlight ist die Durchquerung der Inselgruppe Lofoten in Norwegen mit den unzähligen Brücken und Tunnels und kleinen Inseln umgeben von den Fjorden.
Im Moment befinden wir uns auf der zweiten Reise mit unserem Campervan durch Nord-, Zentral- & Südamerika. Wir sind im Mai 2021 gestartet und haben unseren Camper von Hamburg nach Halifax in Kanada verschifft. In den vergangenen acht Monaten sind wir durch Kanada, USA und Mexiko gereist und im Moment befinden wir uns gerade in Belize.
Wir lieben das warme Wetter, die Sonne, das Meer und den Strand. Nach unserer kalten Europareise konnten wir es kaum abwarten, mit unserem Van an warme, tropische und exotische Orte zu fahren. Zu unseren Highlights bisher gehören die US-Amerikanischen Nationalparks, vom Badlands Nationalpark bis zum Yellowstone, Arches, Death Valley oder Yosemite Nationalpark. Die Vielfalt und Diversität der Natur ist atemberaubend – von Wüsten-, Bergen-, Alpen- und Seenlandschaften, die USA hat extrem viel zu bieten.
In Mexiko auf der Halbinsel Baja California haben wir das erste Mal Speergefischt und genossen die vielen Lagerfeuer am Strand. Die Fahrt bis an die unterste Spitze der Halbinsel durch die vielen Kakteenwälder und Sandstraßen, ist eine Zeit, an die wir uns gerne zurückerinnern.
Auch viele Städte haben wir auf unserer Reise bisher besucht. Wie etwa Quebec, Toronto, bis Detroit, Chicago, New York City, Los Angeles oder Mexico City. Wir scheuen weder off-road Stein- oder Schlammstraßen noch den Verkehr in Großstädten. Unsere Reise geht weiter: wir fahren weiter in den Süden durch Zentral- und Südamerika der Westküste entlang bis Buenos Aires in Argentinien. Von Buenos Aires oder Montevideo in Uruguay werden wir unseren Van wieder zurück nach Hamburg verschiffen.
Wow! Was anderes kann man dazu ja wohl nicht sagen. Wir sind neidisch und freuen uns schon auf die vielen Bilder, die ihr sicherlich noch posten werdet. Gibt es sonst noch etwas, was ihr zu euren Reisen, eurem Camper oder zu euch noch erzählen wollt?
Eine kleine Besonderheit unseres Ausbaues ist für uns der Stil unseres Campervans. Wir hatten von Anfang an die Idee, in unserem Van mit den Farben Kupfer und dunklem Holz zu arbeiten – es sollte etwas Rustikales werden. Trotzdem wollten wir es im Van nicht zu dunkel haben, und haben uns dann für die Farbkombination Hellblau-Weiß entschieden, mit der wir unsere Möbel und Wände bestrichen haben. Für den Holz-Teil haben wir ein schönes recyceltes Altholz gefunden, und dieses für unsere komplette Decke und Details und Umrahmungen der Möbel verwendet. Das Kupferfarbene sticht in Form von Kupfernägel, Schrankgriffen, dem Wasserhahn, der Duscharmatur und dem Spülbecken raus. Mit unseren Kippschaltern und Beschriftungen haben wir zudem noch einen Touch Vintage in den Van gebracht.
Wir haben sehr viel Wert auf optische Details gelegt, und zum Teil großen Aufwand betrieben, um unsere Vorstellungen und Ideen umzusetzen.
Spannendes erleben wir immer wieder unterwegs, seien es viele neue Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen oder auch eigene kleine Abenteuer, Errungenschaften oder Schockmomente. In Philadelphia in den USA wurden wir z.B. von einer Gruppe Jugendlicher überfallen, hatten jedoch kein Bargeld dabei. Glück im Unglück hatten wir, resp. ich bei der ersten Van Reise bei einem Unfall mit einem Beil im finnischen Lappland. Wir waren gerade dabei, unser Nachtessen vorzubereiten – Lachs auf dem Feuer. Während Sheila den Campingtisch aufstellte und den Lachs zubereitete, habe ich Feuerholz gehackt.
In einem kleinen Moment der Unachtsamkeit ist mir das Beil aus dem Griff unter dem Arm gefallen. Das Beil erwischte den kleinen Zeh und hat diesen fast ganz abgetrennt, an einem kleinem Stück Fleisch hing der Zehe hinunter, und wir wussten, wir mussten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus um den Zehen zu retten. Gary fixierte mit Klebeband den kleinen Zehen an den Fuß. In Angst und Hektik haben wir unser Lagerfeuer abgebrochen und sind zum nächstgelegenen Arzt gefahren – da jedoch schon Abend war, war die Praxis unbesetzt und ein hilfsbereiter Passant schickte uns zum nächstgelegenen Krankenhaus 30 Minuten entfernt. Wir machten uns also auf den Weg in dieses Krankenhaus. Dort angekommen schaute sich ein Arzt den abgetrennten Zehen an, er sagte uns, es sei nicht allzu schlimm, aber er könne mir hier nicht helfen, wir müssten in ein größeres Krankhaus fahren – 300 km entfernt!
In Angst, den kleinen Zehen an einer Infektion oder durch Absterben zu verlieren, machten wir uns also so schnell wie möglich auf den Weg in das besagte Krankenhaus. Wir hatten eine lange und nervenzerrende Fahrt vor uns. Sheila manövrierte den Van durch einen tobenden Schneesturm, die Straßen waren Schnee- und Eisbedeckt. Nach 4,5 Stunden haben wir das Krankenhaus in Rovaniemi erreicht. Endlich, nach 5,5 Stunden seit dem Unfall konnte ich behandelt werden – der Fuß wurde geröntgt, eine Ärztin nähte mir den Zeh wieder an, ich bekam eine Tetanus Spritze und ein Antibiotikum. Die Nacht musste ich im Krankenhaus verbringen, am nächsten Tag würde dann der Fußspezialist den Zeh begutachten, und entscheiden, ob nicht doch eine Operation, Amputation oder weitere Maßnahmen notwendig sein würde.
Eine schlaflose Nacht für Gary im Spital und Sheila im Van auf dem Krankenhaus Parkplatz verging also, und am nächsten Morgen kam dann die Erleichterung. Der Fußspezialist entließ mich an diesem Morgen, er informierte uns, dass keine Operation oder Amputation notwendig sei, das Beil habe keine Bänder, Sehnen oder das Gelenk erwischt, der Knochen sei an der Fussspitze abgetrennt, dieser würde aber von selbst wieder zusammenwachsen.
Ganz entwarnen konnte er uns jedoch nicht, der Zeh war nun zwar wieder angenäht – ob ein so großer Schnitt wieder zusammenwachsen werde und ob sich keine Infektion ergeben werde, würde uns nur die Zeit zeigen. Wir sollten in einer Woche wieder einen Spezialisten aufsuchen. Eine weitere Woche des Bangens fing also für uns an. Sheila säuberte die Wunde jeden Tag und band den Zeh neu ein. Ich musste seinen Fuß nun schonen. Jeden Tag sah die Wunde ein bisschen besser aus, und die Nachkontrolle eine Woche später in Helsinki gab uns auch Hoffnung, dass alles wieder gut kommt. Zwei Wochen nach dem Unfall konnten die Fäden gezogen werden, und ich konnte schon den normalen Schuh anziehen und ohne Krücken gehen. Mit jedem Tag ging es meiner Zehe besser und wir sind mit einem kleinen Schock davongekommen. Mittlerweile ist bereits über ein Jahr seit dem Unfall vergangen und ich habe weder Schmerzen noch sonstige Einschränkungen.
Wir möchten allen die gerade am Anfang stehen oder die auch ein solches Projekt angehen möchten, mitgeben: Am Anfang nicht den Mut verlieren. Das Projekt «Van Umbau» oder auch eine größere Reise kann sehr einschüchternd sein. Es bedeutet, aus dem sicheren Rahmen des Lebens, der Gesellschaft auszutreten und Risiken einzugehen. Wenn sich jemand diesen Weg wünscht, dann fälle einmal die Entscheidung und hinterfrage sie nicht mehr. Geh kleine Schritte vorwärts in die Richtung, in die Zukunft die du dir ausgemalt hast. Und in Momenten, wo du denkst, das Ziel ist noch so weit entfernt ist, verliere nicht den Mut und mach einfach weiter. Der stete Tropfen höhlt den Stein, es wird nicht alles in wenigen Tagen geschafft sein, es kann auch Jahre dauern. Verliere den Fokus, dein Ziel, deine Vision nicht aus den Augen. Gib dir die Zeit, die du brauchst, blicke nicht zurück in Verzweiflung, halte den Blick in die Zukunft gerichtet.
Wir haben gelernt, dass beim Van-Umbau alles viel länger dauert, als man es geplant oder sich vorgestellt hat. Es hilft, wenn man es zu zweit macht und sich gegenseitig wieder motivieren und an das Ziel erinnern kann. Bei der Auswahl vom geeigneten Fahrzeug empfehlen wir, langfristig in die Zukunft zu blicken, vielleicht ist es besser, ein teureres und neueres Fahrzeug mit weniger Kilometern zu kaufen, um später, wenn der Umbau beendet ist, Kopfschmerzen mit vielen Reparaturen zu vermeiden.
Baue deinen Van genauso aus, wie du es dir wünscht. Gehe nicht aus Angst, es nicht schaffen zu können, Kompromisse ein. Es gibt online, wie auch bei Fachkräften immer Hilfe, wenn man es selbst nicht schafft. Du kannst dir mehr aneignen und umsetzten als du denkst. Der Wille ist alles.
Na, das geben wir unseren Leser doch gerne mit auf den Weg. Danke euch für eure Motivation. Gibt es denn auch Kanäle im Netz, auf denen man euch folgen und euch auf euren Abenteuern begleiten kann?
Wir haben einen YouTube Kanal, ein Instagram Profil und eine Facebook Seite. Auf YouTube haben wir den kompletten Van-Umbau in einzelnen Etappen in Form von Erklärvideos verfilmt. Über unsere Weltreise berichten wir in Form von Reise-Vlogs auf YouTube. Auf Instagram zeigen wir in Stories was wir gerade machen – sei es am Van arbeiten oder unsere Reisen. Zusätzlich posten wir unsere schönsten Momente in Foto-Beiträgen. Wir verbinden damit zwei unserer großen Leidenschaften – das Reisen und die Videographie. Wir können unsere Erlebnisse mit unseren Abonnenten, Freunden und Familien teilen, zugleich dienen unsere Dokumentationen für uns als Tagebuch und gute Erinnerungen. Gleichzeitig können wir an unseren Videographie Skills feilen: Noch schönere Aufnahmen, neue Video tricks, neues Equipment ausprobieren, beim Schneiden neue Schnitttechniken einsetzten – bei unseren Videos auf unserem YouTube Kanal wird’s daher sicher nicht langweilig und unsere Videos entwickeln sich stets weiter.
Wir sind gerne in Kontakt mit anderen Gleichgesinnten und beantworten auch gerne jegliche Fragen zum Van Umbau oder zur Reise, schreibt uns also gerne auf Instagram, Facebook oder YouTube – wir schreiben auf jeden Fall zurück!
Liebe Grüße Gary & Sheila
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